Arbeitssicherheit: 6 typische Ausreden von Dacharbeitern

Welche gängige Ausreden haben Dacharbeiter?

Sind Sie im Bereich der Arbeitssicherheit tätig? Falls ja, dann könnten Sie vermutlich ein Buch darüber schreiben, wie sich manche Menschen herausreden, sobald man das Gespräch auf das Thema Sicherheitsmaßnahmen und missachtete Regeln lenkt. Die Ausreden variieren von ignorant über vorgeschobene Unwissenheit bis zu absurden selbst erfundenen Regeln – von unterhaltsam bis erschreckend – und doch hören wir sie täglich.
Noch schlimmer ist aber, dass einige Mitarbeiter aber auch Unternehmer tatsächlich glauben, dass ihre Ausreden wahr seien. Dies stellt ein lebensgefährdendes Sicherheitsrisiko dar. Als Verantwortlicher im Bereich der Arbeitssicherheit ist es Ihre Aufgabe, den Leuten die Fatalität solcher Denkweisen begreiflich zu machen. Im Folgenden stellen wir Ihnen sechs typische Ausreden vor und geben Empfehlungen, wie Sie damit umgehen können:

Ausrede 1: Ich mache das schon seit Jahren so

Kommt Ihnen diese Ausrede nicht auch bekannt vor? - Das haben wir uns gedacht. Insbesondere jemand, der schon lange Zeit im Unternehmen beschäftigt ist - nennen wir ihn den „alten Hasen“ - ändert sich nur sehr schwer. Der „alte Hase“ denkt, dass alles, was er tut, richtig ist. Der Grund: er hat es schon über lange Zeit hinweg so gemacht, ohne sich dabei zu verletzen.

Es mag ja sein, dass sich der „alte Hase“ bei dieser Tätigkeit auch ohne die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen bisher noch nicht verletzt hat. Jedoch kann dies jederzeit passieren, gerade weil man mit Routine nachlässiger für Details wird und sich so das Unfallrisiko statistisch erhöht. In diesem Beispiel führen die persönlichen oder beobachteten Erfahrungen des „alten Hasen“ zu einem trügerischen Sicherheitsgefühl.

Die Tatsache, dass dem „alten Hasen“ bisher nichts passiert ist, während er z.B. ohne Absturzsicherungen in der Höhe arbeitete, lässt ihn annehmen, dass es in Ordnung ist, so zu arbeiten – unabhängig davon, was alle anderen dazu sagen. Doch die Realität beweist das Gegenteil: Ein Unfall kann sehr schnell passieren, z.B. durch zu schnelles Aufstehen oder den Verlust des Gleichgewichts. Es ist auch möglich, dass der Blutzuckerspiegel abrupt fällt und der Person dadurch wider Erwarten doch mal schwindelig wird. Solche unvorhersehbaren Ereignisse kann selbst der „alte Hase“ nicht kontrollieren. Aus diesem Grund müssen Sie ihm zeigen, in welche Gefahr er sich bringt.

Hierbei kann hilfreich sein, dem uneinsichtigen "alten Hasen" vor Augen zu führen, wie viele Menschen täglich einen Arbeitsunfall erleiden, obwohl sie sich vorher absolut sicher gefühlt hatten. Für jeden von uns kann ein Unfall der erste sein – und leider in manchen Fällen auch der letzte. Ihre Aufgabe ist es, dem „alten Hasen“ diese Umstände zu verdeutlichen, so dass er sich nicht mehr diesen hohen Risiken aussetzt, nur weil er es schon seit Jahren so gemacht habe.

Ausrede 2: Das schien mir eine gute Idee zu sein

Wirklich? Wenn etwas gefährlich ist, dann war es bereits in dem Moment riskant, als die Entscheidung getroffen wurde. Diese Ausrede zeigt also, dass nicht genau genug geplant wurde. Die Planung ist aber das wichtigste Werkzeug eines Sicherheitsfachberaters.

Sei es durch tägliche formelle Besprechungen vor Beginn der Arbeit oder wöchentliche Briefings –stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter sorgfältig planen, auch wenn Sie mal nicht vor Ort sein können.

Ausrede 3: Ich habe zu viel zu tun / Ich habe nicht daran gedacht / Ich habe es vergessen

Diese Ausreden zeigen, dass es Angestellte gibt, die ihre eigene Sicherheit nicht ernst nehmen. Das ist ein großes Problem.
Aussagen wie „Ich will ja rechtzeitig fertig werden mit der Arbeit“ oder „Es war so viel Arbeit, da konnte ich ja nicht auch noch daran denken“ sind inakzeptabel! Wenn jemand diese Einstellung hat, dann wurde er nicht ausreichend über die Risiken seiner Arbeit informiert. Sie müssen eingreifen und diesen Mitarbeiter von der Arbeit befreien und umgehend zur Wichtigkeit von Arbeitsschutzthemen informieren.

Es kann sehr herausfordernd sein, die Einstellung von solchen Menschen zu ändern. Manchmal ist es ihnen wirklich egal, ob sie sich verletzen, weil sie denken, dass schon nichts schlimmes passieren wird. Zeigen Sie diesen Menschen, dass so ein Verhalten nicht nur gefährlich für sie selbst ist, sondern auch für andere. Das bewusste in Gefahr bringen von Außenstehenden, von Kollegen und Passanten, ist möglicherweise ein gültiges Argument für diese Menschen, auch wenn sie sich nicht viel um ihre eigene Gesundheit sorgen. Aus diesem Grund ist anzunehmen, dass Sie mit diesem Argument die Einstellung der Person ändern können.

Ausrede 4: So wurde es mir aufgetragen / Der Chef hat gesagt …

Wenn Sie diese Art von Ausrede hören, dann handelt es sich um ein grundsätzliches Problem im Unternehmen: Insofern diese Äußerung der Wahrheit entspricht, sollte umgehend dagegen vorgegangen werden. Auch unter Zeit- und Leistungsdruck darf der Arbeitsschutz auf keinen Fall vernachlässigt werden.

Als erstes sollten Sie dem Angestellten zu verstehen geben, dass er jedes Recht hat, eine ungesicherte Tätigkeit zu verweigern, insbesondere wenn er seine eigene Gesundheit dabei aufs Spiel setzen würde. Sie benötigen einen Kanal, über den die Angestellten so einen Verstoß melden können, ohne Angst zu haben abgemahnt oder gekündigt zu werden.
Bei größeren Betrieben sollte es hierfür einen Betriebsrat und vertrauensvolle Gesprächsangebote geben. Bei kleineren Betrieben kann es sinnvoll sein zuerst mit gleichgestellten Kollegen über das Problem zu sprechen und Gleichgesinnte zu suchen, um es danach öffentlich in einem freundlichen und sachlichen Ton beim Vorgesetzten anzusprechen. Gerade wenn mehrere Angestellte von den mangelnden Schutzmaßnahmen betroffen sind, ist es oft die Angst vor dem Entlassenwerden, die Menschen dazu bringt ungesichert zu arbeiten. Sollte das Gespräch zu nichts führen und es sind weiterhin Leben beim Arbeiten in Gefahr, bleibt noch die Information der Gewerbeaufsicht, des Staatlichen Amts für Arbeitsschutz und des Technischen Aufsichtsdienstes der Unfallversicherungen.

Ausrede 5: Ich mach das sonst doch nicht. Das war das erste Mal.

Haben Sie das schon oft gehört? Zum Beispiel als Sie einen Mitarbeiter ohne Augenschutz, Schutzhelm oder ohne angeschlagenen Auffanggurt erwischt haben? Dann haben Sie entweder ein perfektes Timing oder Sie wurden knallhart belogen.

Nutzen Sie diese Situation als Möglichkeit, die Person sachlich auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen und eine augenblickliche Absicherung zu erwirken. Gerade bei uneinsichtigen Mitarbeitern merkt man am Verhalten, nachdem sie auf frischer Tat ertappt wurden, ob sie den Arbeitsschutz wirklich nur dieses eine Mal vernachlässigt haben. Niemand, der sich schuldig fühlt oder sich selbst über die Unachtsamkeit ärgert, macht nur einen genervten Gesichtsausdruck, eine abwiegelnde Handbewegung und bleibt ruhig. Menschen, denen ihre Gesundheit grundsätzlich wichtig ist und sich in der Regel an die Arbeitsschutzmaßnahmen halten, würden in dieser Situation ohne Murren und Gezeter entsprechende Absicherungen nachholen.

Ausrede 6: Das war doch nur für eine Sekunde

Diese Ausrede ist frustrierend und zeigt, dass manchen Menschen nicht bewusst ist, wie schnell ein Unfall passieren kann. Eine entsprechende Antwort als Sicherheitsverantwortlicher wäre: „Es dauert auch nur eine Sekunde und schwupps ist ein Unfall passiert. In einer Sekunde kann man stolpern, abstürzen oder sich anderweitig schwerstens verletzen“. Personen, die diese "Sekunden"-Ausrede benutzen, wissen bereits, dass sie etwas falsch gemacht haben. Da sie erwischt wurden, fühlten sie sich gezwungen, es klein zu reden und dadurch für unbedeutend erklären. Sollte hier ein eindringliches Gespräch nicht zum sichtlichen Einlenken der jeweiligen Person führen, sind zeitnahe Schulung und bis dahin nur unter Beaufsichtigung zu arbeiten ein Muss.

Ausreden finden wir in allen Lebenslagen und als Sicherheitsverantwortlicher hören Sie diese ständig. Es ist wichtig, dass Sie angemessen auf diese Ausreden reagieren. Zeigen Sie den Angestellten, dass ihre Handlungen und Denkweisen gefährlich sind. Ihre Argumentation sollten Sie strategisch auf die Situation und auf die Denkweise der entsprechenden Person anpassen. Das erfordert Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen und Kommunikationsgeschick.

Sprechen Sie mit allen Mitarbeitern immer auf Augenhöhe und zeigen Sie, dass Sie Experte auf diesem Gebiet sind. Betonen Sie, dass Sie nur das beste für die Gesundheit aller Beteiligten im Sinn haben und keineswegs nur aus Gehässigkeit auf Fehler hinweisen. Wenn Sie nahbar und kollegial auftreten, dann sind die betreffenden Mitarbeiter auch offener für Ihre Hinweise. Kommunikation ist Vertrauen – und hilft auch die Ausreden zu bewältigen.

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