Hängetrauma: Fatale Folgen bei der Absturzsicherung
Gerettet und doch in Lebensgefahr: Einem Höhenarbeiter, der durch einen Auffanggurt dem Absturz entgangen ist, droht das Hängetrauma, ein Schockzustand, der tödlich enden kann. Der Verunglückte muss daher so schnell wie möglich aus dieser Lage befreit werden.
Der Orthostatische Schock kann tödlich enden
Der Grund: Durch den Auffanggurt wird der Rückstrom des Blutes aus den Beinen behindert oder unterbunden. Ein Zustand, den die Bewegungslosigkeit in der frei schwebenden Position noch verstärkt: Es fehlt der Widerstand unter den Füßen, so dass die Muskelpumpe in den Beinen ausfällt. Das Blut versackt dann in den Gliedmaßen, Körper und Gehirn werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Folge ist ein Orthostatischer Schock.
Vierpunkt-Auffanggurt mit Hueftguertel
Symptome des Hängetraumas
Ein Hängetrauma kann sich schon nach wenigen Minuten abzeichnen. Die Symptome sind wie folgt:
- Blässe, Schwitzen, Kurzatmigkeit
- zunächst Anstieg von Puls und Blutdruck
- Sehstörungen, Schwindel, Übelkeit
- schließlich Abfall von Puls und Blutdruck
Der kritische Zeitpunkt
Die BGR 199 »Benutzung von persönlicher Schutzausrüstung zum Retten aus Höhen und Tiefen« geht auf das Risiko Hängetrauma ein: »Durch längeres Hängen im Gurt können Gesundheitsgefahren auftreten. Achtung: Hängeversuche ohne Sturz haben ergeben, dass selbst in einem optimal eingestellten Auffanggurt 20 Minuten Hängen zu schweren gesundheitlichen Schäden führen kann.«
Aus dieser Angabe darf nach der Einschätzung professioneller Höhenretter jedoch nicht die pauschale Annahme abgeleitet werden, dass ein gefahrloses Hängen bis zu 20 Minuten möglich ist. Experten berichten von Hängeversuchen, in denen einige der Teilnehmer bereits nach wenigen Minuten bewegungslosen Hängens in einem Sitzgurt erste Anzeichen eines Hängetraumas verspürten.
Weil die Einflussfaktoren für ein Hängetrauma stark variieren können, lässt sich kein fester Zeitpunkt für den Eintritt definieren. Neben der Fitness des Verunglückten und der Konstruktion des Gurtes ist zum Beispiel auch von entscheidender Bedeutung, ob die Person sich bewegen kann oder bewusstlos ist.
Um kein Risiko einzugehen, muss der Betroffene also schnellstmöglich aus der freihängenden Position befreit werden.
Dieser Artikel ist eine Kurzfassung. In der vollständigen Version erfahren Sie, warum Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Flachlagerung zum Bergungstod führen können und welche Auffangsysteme vor dem Hängetrauma schützen können. Den Beitrag finden Sie unter diesem Link.
Weiterführende Literatur
- Unfallverhütungsvorschrift »Grundsätze der Prävention« (BGV A1)
- BG-Regel »Einsatz von persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz« (BGR 198)
- BG-Regel »Benutzung von persönlichen Schutzausrüstungen zum Retten aus Höhen und Tiefen« (BGR 199)
- BG-Informationen »Persönliche Schutzausrüstungen« (BGI 515)